"Wer für Likes und Bullshit rappt, soll es bitte lassen"
01.10.2016 -Im Alter von nur 17 Jahren produzierte der gebürtige Sizilianer mit Unterstützung des Rappers Eko Fresh sein erstes Tape „Time is Money“, 2013 erreichte sein Debütalbum „00.00“ Platz 31 in den deutschen Charts, Anfang 2016 erscheint sein zweites Soloalbum „Antiheld“. Das Milieu sprach mit dem Rapper Timeless über sein Leben, die Musik, deutschen Rap und sein neues Album.
DAS MILIEU: Dein Künstlername “Timeless“ bedeutet auf Deutsch „Zeitlos“. Steckt hinter deinem Pseudonym etwas Philosophisches?
Timeless: Nicht wirklich. Ich war 15/16, als ich mir das Pseudonym gegeben habe. In erster Linie weil es cool klang, aber natürlich auch mit dem Hintergedanken, dass es mein Ziel ist möglichst zeitlose Musik zu machen.
DAS MILIEU: In deinem Song Abiball aus dem Album „Antiheld“ thematisierst du den “reichen Sack”. Sind das nicht Klischees, die du bedienst, wenn du sagst, dass Reiche automatisch „Erfolg“ haben? Und was ist für dich wahrer Erfolg?
Timeless: Der Song ist schon ziemlich klischeebehaftet, aber auch weil viele Menschen, die ich aus diesen Schichten kennen gelernt habe, ganz einfach dieses Klischee erfüllen. Und aus dem Ekel über diese Leute ist halt der Song entstanden. In eine wohlhabende Situation reingeboren zu werden, ist kein Erfolg. Erfolg muss man sich erarbeiten. Erfolg muss man spüren. Meine persönlichen Erfolge sind richtige Entscheidungen, kleine Schritte nach vorne zu gehen und Menschen um mich herum glücklich zu machen.
DAS MILIEU: Du rappst oft biographisch. Siehst du nicht auch eine Gefahr darin, dass man zu viel von sich preisgibt und sich damit angreifbar macht?
Timeless: Das Risiko geh ich ein. Ich verarbeite in meiner Musik ohne zu zögern alles, was um mich herum passiert, was soll ich auch sonst sagen ? Ich habe keine Lust eine Rolle zu spielen. Vielleicht in Zukunft, wenn das richtige Drehbuch kommt aber nicht in meiner Musik.
DAS MILIEU: Du hattest eine sehr düstere Vergangenheit: Alkohol, Drogen, dein Vater ist früh gestorben usw. Wie hast du das alles überstanden?
Timeless: Sehr düster, finde ich ein bisschen überspitzt. Ich bin sicher durch die eine oder andere Phase gegangen, in der sich einige aufgegeben hätten. Mein Antrieb war immer die Musik. Es ist immer gut, wenn man einen Grund hat wieder aufzustehen.
DAS MILIEU: Glaubst du, dass du aufgrund deiner schwierigen Lebensgeschichte anders auf die Welt und die Menschen blickst? (mit mehr Mitgefühl, mehr Durchhaltevermögen, mehr Kreativität?)
Timeless: Definitiv. Ich glaube dadurch, dass ich sehr von Emotionen lebe und generell viel denke, finde ich schnell heraus, wer mir gegenüber sitzt. Ich schreibe mir ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen und eine gute Menschenkenntnis zu.
DAS MILIEU: Viele Menschen haben eine Abneigung gegen HipHop. Sie denken sofort an Rapper, die mit Geld, Autos und Goldketten prahlen. Sind das bloße Vorurteile?
Timeless: Natürlich sind das Vorurteile, aber die sind uralt. Sowas denken mittlerweile nur noch Leute die "yoyo, repp mal was" mit komischen Handbewegungen sagen. Einerseits gehört das Posieren auch zum Hiphop dazu, andererseits gibt es mittlerweile genug andere Facetten.
DAS MILIEU: Bushido, Kay One, Xatar, Haftbefehl, KC Rebell, Kollegah, Fler, Samy Deluxe, Prinz Pi. Welche dieser Stilrichtungen gefällt dir persönlich am meisten und warum?
Timeless: Jeder dieser Künstler, die du aufgezählt hast, leistet gute Arbeit und beherrscht sein Handwerk. Wer mir da am besten gefällt, kann ich dir gar nicht sagen, jeder Künstler hat seine Songs. Ich fand das Fler Album gut, das letzte Samy Album hatte auch seine Höhepunkte. Kay fand ich auf seiner aktuellen Platte eher schwach, ich find ihn aber nach wie vor krass. Haft & xXtar haben guten Sound kreiert, KC ist auf seiner letzten Platte sehr stark gewesen. Pi ist für mich inhaltlich uninteressant; ich fand den Song 1,40 auch visuell aber sehr gut und Kollegah ist für mich eher Entertainment für zwischendurch.
DAS MILIEU: Was würdest Du den jungen Künstler raten, die noch nicht so populär sind?
Timeless: Wenn du es nicht 100% durchhalten willst, lass es. Es gibt genug hungrige Talente die für ihre Musik leben. Wer für Facebook-Likes und Bullshit rappt, soll es bitte sein lassen.
DAS MILIEU: Deine Fans sind der Meinung, dass der frühere Timeless ganz anders war, als der jetzige. Deine Stimme ist verändert: Du hast früher mehr geschrieen, mehr Aggression und Wut in deine Stimme gelegt . Woher kommt diese Veränderung?
Timeless: Naja, ich hab immer noch wütende Momente in Songs. Es klingt heute einfach nur beherrschter und reifer. Ich denk mal, das ist eine ganz normale Weiterentwicklung. Mein Sound reift quasi mit mir.
DAS MILIEU: Dein Album „Antiheld“ war recht erfolgreich und 2017 legst du nach. Was erhoffst Du dir vom neuen Album?
Timeless: Ich denke, meine Anerkennung habe ich mir mit dem letzten Album erarbeiten können. Mit der nächsten Platte erhoffe ich mir mehr Reichweite, neue Hörer zu begeistern und gesund zu wachsen.
DAS MILIEU: Wie würdest du dich und deine Kunst mit drei Adjektiven beschreiben?
Timeless: Jung, brutal, gutaussehend.