Sehnsucht nach Zugehörigkeit
01.02.2023 -Ich trank Wasser, das frisch in meine Kehle floss
Und es war, als ob ich nichts als Abwasser schmeckte;
Unvergleichliches Leid,
wie das eines Bootes inmitten der tosenden Wellen des Ozeans.
Elia Abu Madhi, der hochgeschätzte libanesische Dichter, hat perfekt beschrieben, wie es sich anfühlt, wenn man nicht mehr dort ist, wo man hingehört. Wo man "hingehört", ist keineswegs nur der Ort, an dem man geboren wurde, oder das Land, aus dem die Eltern stammen; es ist vielmehr der Ort, an dem man sich lebendig fühlt. Sobald man auswandert, ist das Gefühl des Verlustes zu groß, um es zu wirklich begreifen, zu irrational, um es zu rechtfertigen. Das Leben in einem fremden Land mag sicherer und finanziell lukrativer sein, aber es fehlt an Ruhe und spirituellem Eifer.
Da ich in Indien, Syrien und England gelebt habe und irakischer Herkunft bin, bin ich seit jeher zögerlich, meinen Finger auf eine Landkarte zu legen und von ganzem Herzen zu sagen: "Hier komme ich her", denn ich hatte nie das Gefühl, dass ich wirklich zu einem der Orte gehöre, in denen ich bisher gelebt habe. Aus diesem Grund, aber auch wegen ihrer künstlerischen Tiefe, treffen Abu Madhis Worte mehrere, verworrene Akkorde in mir.
Meine generationenübergreifenden und aufeinanderfolgenden Migrationen haben den Nebel verdichtet, mit dem mein unnachgiebiges Herz versucht – und scheitert –, sich an seine Umgebung anzupassen. Es ist erfüllt von der Sehnsucht nach Gesellschaft, die ich nicht genossen habe, von der Sehnsucht nach einem Wiedersehen der Herzen von Geliebten, denen ich nicht begegnet bin, mit Anbeteten, deren verschwommene Antlitze von meinem hingerissenen Verstand zusammengesetzt wurden. Und doch träume ich davon, dort zu sein, und sehne mich danach, bei ihnen zu sein. Die genaue geografische Lage des Ortes und die Merkmale der Menschen sind nicht unbedingt von Bedeutung, denn das Herz braucht keine Orientierung, wenn es an einem Ort ist, der ihm gefällt, und in einer Gesellschaft, die es sowohl beruhigend als auch sinnlich findet.
Ich bin nicht nur mit einer wilden und eigensinnigen emotionalen Verfassung belastet, sondern ich gestehe, dass ich mich meiner kreativen Fähigkeiten beraubt fühle, wie ein Pelikan in einem Schweinestall, zerlumpt und des Lebens beraubt. Das Licht meines Geistes flackert und blinkt sporadisch und mühsam, obwohl ich meinem kindlichen Ich zuvor versichert hatte, dass dieses Licht meine noch zu lebenden Tage erhellen würde.
Ich wünsche mir oft, den Irak so einfach und häufig besuchen zu können wie meine Zeitgenossen und andere Exilanten der zweiten Generation. Mehr noch als vom Irak träume ich jedoch davon, noch einmal Syrien zu sehen. In den staubigen, überfüllten Straßen von Sayyeda Zaineb, dem Epizentrum meiner Kindheit am Stadtrand von Damaskus, habe ich einen Sinn für die Welt entwickelt: in der ohrenbetäubenden Kakophonie von Tirteras, Vieh und Ladenbesitzern. Ein himmlischer Soundtrack eines ansonsten banalen Lebens.
London mag sauberere Straßen und eine größere Auswahl an internationalen Küchen haben, aber es muss mich noch davon überzeugen, dass es mich so berühren kann wie die Gassen von Damaskus.
Skurrile Romantik beseite – mir ist klar geworden, dass ich es mir nicht leisten kann, meine Tage damit zu verbringen, mir eine parallele Existenz vorzustellen. Meine in Converse-gesteckten Füße sind fest in einem lebendigen Teil Londons verwurzelt, und ich muss daran arbeiten, die Flamme des Lebens in meiner schrumpfenden Gestalt wieder zu entfachen. Andernfalls wird sich das, was von meinem schwindenden Geist noch übrig ist, in Luft auflösen und ein mittelmäßiges Nichts hinterlassen, ähnlich wie der ununterscheidbare Klang einer – unbedeutend in seiner Abwesenheit und auffallend in seiner Gegenwart.
Übersetzung von Olivia Haese