Herzenssache - vom Glück gebraucht zu werden
01.06.2016 -„Herzenssache- vom Glück gebraucht zu werden“ steht in Kinderschrift auf dem Cover des ersten Buches von Uschi Glas und gibt den ersten Hinweis auf den Inhalt, denn hier geht es um eine Herzensangelegenheit der bekannten Schauspielerin. Der Verein „brotZeit“ wurde von ihr und ihrem Mann Dieter Hermann gegründet um Kindern ein Frühstück in der Schule zu ermöglichen, die aus unterschiedlichsten Gründen zuhause keins bekommen. Neben zahlreichen Anekdoten aus dem ereignisreichen Leben der Uschi Glas, wird in diesem Buch die Entstehungsgeschichte des Projekts „brotZeit“ erzählt.
Es begann alles mit Erste-Hilfe- Boxen, die Zwieback und Müsliriegel für hungrige Schüler beinhalteten. Diese Boxen sollten Lehrern dazu dienen, Kindern, die kein Frühstück vor dem Unterricht bekommen haben, ein wenig Energie zu spenden. Eine guter Anfang, aber Uschi Glas und ihrem Ehemann wurde schnell klar, dass diese Lösung nicht optimal ist. Während sie die ersten Boxen selbst befüllten und an die Schulen auslieferten und damit schon bald nicht mehr hinterherkamen, stellte sich heraus, dass die Notpakete nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind. Es musste umgedacht werden. Das Ziel war es, dass alle Kinder die Möglichkeit bekommen sollen, vor Beginn des Schulunterrichts zu frühstücken. Alleine konnte die Schauspielerin das nicht meistern, daher wurden Sponsoren und ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht. Dabei entstand eine weitere außergewöhnliche Idee: Senioren, denen nach Beginn der Rente, die Decke auf den Kopf fällt, haben die Möglichkeit sich in das Projekt mit einzubringen und den Kindern morgens Frühstück zu servieren. Dadurch haben die Kinder eine Vertrauensperson vor Ort, einen „Ersatzopa“ oder eine „Ersatzoma“, und die Senioren finden in ihrem Leben eine neue Aufgabe, die vielleicht auch eine neue Erfüllung werden kann. Das Projekt fand auf Anhieb sehr viel Zuspruch bei den Senioren, die sich mittlerweile nicht nur als Frühstücksverteiler engagieren, sondern Schachkurse anbieten, Mützen und Schals häkeln und als enge Vertrauenspersonen für die Schüler fungieren. Eine Win- win- Situation für alle Beteiligten.
Gebraucht zu werden ist nach Uschi Glas ein wichtiger Bestandteil des Glücks eines Menschen, Anderen zu helfen, nützlich zu sein und gleichzeitig selber Hilfe zu empfangen sollte ein ständiger Austausch zwischen den Menschen sein. Während die Schauspielerin von „brotZeit“ erzählt, fließen immer wieder kleine Nebenschauplätze aus ihrem persönlichen Leben mit ein, die diese These untermauern. Auf diese Weise erhält man nicht nur einen Einblick in ihr soziales Engagement, sondern auch in Lebensansichten und einschneidende Erfahrungen, wie der erste Vertrag als Schauspielerin. Die Mischung aus Biographie und Beschreibung eines Projekts macht das Buch „Herzenssache“ einerseits sehr abwechslungsreich, aber andererseits kann es auf den einen oder anderen Leser etwas abschweifend wirken. Das Buch ist informativ, beschreibt ein, meiner Meinung nach, sehr interessantes Projekt, aber ein schriftstellerisches Meisterstück ist es nicht, was aber auch kein Leser von einer Schauspielerin erwarten würde. Die authentische Weise, mit der Uschi Glas aus ihrem abwechslungsreichen Leben plaudert, lässt das gesamte Buch auf eine heimelige Art sympathisch wirken.
Uschi Glas: Herzenssache - vom Glück gebraucht zu werden. Adeo Verlag 2016. 248 Seiten. 19,99 Euro.