Gedicht

Fernglas

01.05.2014 - Faten El-Dabbas

Sie wollen Schiffe versenken mit dir spielen,

aber lass uns lieber zusammen zu Fuß gehen
als treue Gefährten
sie wollen das Beste von dir haben
und das Schlechte ans schwarze Brett aushängen
aus der Ferne,
glauben sie dich zu kennen,
sie glauben mich zu kennen
doch sie können jahrelang rennen
um die Distanz aufzuholen,
um uns einzuholen
um die Weisheit zu erreichen, dass sie nichts wissen können,
wenn sie den Menschen nicht richtig kennen.


Komm lass uns gemeinsam ein kleines Vorbild sein
für uns selbst
lass uns das Fernglas ablegen
nicht mehr ranzoomen, sondern Schritte aufeinander zu gehen
und vielleicht - legen sie dann auch ihr Fernglas beiseite
vielleicht - kommen sie dann auf unsere Straßenseite
und erkennen, was sie aus der Ferne nicht erkannten
nicht nur schwarz und weiß,
sondern auch blau, rot, grün und gelb
die Welt
in all ihren Facetten
dunklen Schatten und glänzenden Schätzen.


Leg dein Fernglas ab und ich lege mein Fernglas ab
und damit legen wir die Last ab,
und auch sie legen das Fernglas ab
und damit das Unwissen
das Feuer zwischen den Menschen schürt,
denn am Ende gehen wir alle durch dieselbe Tür
und sind auf uns alleingestellt
gleichgestellt
der Obdachlose
und der Held der Welt.

 

 

 

 

 

Foto: © dibaer

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