Gedicht

Die Melodie der Rosen - Die Eröffnende

15.09.2014 - Sheikh Nayyar

Rosen sind wie sieben Türen
Liebe in allen Jahreszeiten
In allen Tageszeiten
In allen Ewigkeiten
Rosen sind Türen
Die öffnen sich durch Ehrfurcht
Und Schlüssel zeitgleich,
Zu einer Welt der Blüte
Sehe in ihnen einen Spiegel
Zu einer Welt in Offenbarung
Lichterfarben, Schlafgesang
Wie Windes Brise schüttelt
der Rosen Arme zum Abschied
Betrachten wir sie, und Wünschen
Uns eine, doch ist die Wahrheit
Rosen wachsen einsam auf
Und wissen dabei niemals ganz genau
Warum jeder sie bestaunt
Doch dann sich keiner näher traut
Wieso man sie nur entfernt bestaunt
Bis sie sehen an sich die Dornen drauf
Unantastbarkeit, Achtbarkeit
Und also kommen morgens Tränen auf
In dem Gedanken ihres Lebenslaufs
Diese nennen wir dann Morgentau
In der sternklar süßen Nacht getaucht
Kühler frischer Windeshauch
Erfrischt den Körper und die Seele auch
Und all der irdische Sorgenbrauch
Eine verletzliche Blase der Erinnerungen
Verflogen wie Rauch
Träume des Eigennutz platzen als fielen Dornen drauf
Unten Erdenbraun, oben das Himmelblau
Rosen sind Farbenfroh, Lichterloh, dicht erhoben, wie sie sich geloben, nie wie die sittenlosen Richtungslosen, selbstsüchtig und Ichbezogen, hingezogen zu Inhaltslosem, und wie Dichtungskronen, Dichterrosen, bei Vollmond auch Silberrosen, sogar mittellos, in Dezenz zu harren, was ihnen innewohnt, mögen Schicksalsboten mit sinnenfroher oder nicht so hoher Kunde kommen und wie sie sich geloben, willenlos zu fließen mit dem stimmungslosen Schicksalsstrom, denn nur in der Bodenständigkeit,
hat ihr kurzes Leben droben Beständigkeit:
Im Himmel, wonach sie zu wachsen streben, Sich des Lichtes Nähe erflehen,
Doch heben sie ab, ist das das Ende der atemlosen Lebendigkeit.
Ein irdener Anblick mit himmlischem Beiklang
Grüne Flecken mit Farben, eine Leinwand
Sprachlos idyllisch, paradiesisch einfach
Gefühle der Heimat
Herolde der Fortuna, Hiobs Schicksal wendend
Grelle Strahlen wärmen lebensspendend
Ein fabelhaftes Märchen
Verzehrung der bitteren Zähren nach immerwährend holden Rosen auf dem leeren Antlitz
Rosen gedeihen in stillem Anmut, der ihr Bann ist
Dulden weder Hader, noch Ranküne
Des Betrachters Aug' ist ihre Bühne
Eine Schau der lauteren Kühne
Darob Vergebungsflehen meine Sühne
Das Leben auch ist nur eine blühende Knospe, dann Staunen, Schönheit und Verwelken
Doch im Leben Gutes wirken lebt fort
Frisches Wasser kühlt lebensspendend
Und doch reicht es nicht mehr aus
Augenblicke entlaufen, in der Wasserspiegelung der Abendsonne verschwimmen
Momente verschwommen,
Sekunden rennen, Minuten verschwinden,
die Tage fliegen, die Jahre gehen und das Leben in der Hand zerronnen
Die Zeit flieht, doch nicht so im Glauben
Rosen wünschen keinem Drangsal
Drängen keinem ihr Antlitz auf
Sinnesrausch
Denn es gibt niemanden, der nur die äußere Fassade braucht
Die innere Schönheit allein tut einen ewigen Wohlgeruch auf
Der das Welken überlebt und weiterlebt im Herzen auch
So ist es fast egal, wie die Rosen
Stehen und Welken für sich bei Nacht und im Morgengrauen
Wie sie stehen in Frühe, zu Mittag, am frühen, späten Abend, nachts- ergeben
Was ist schon das kurze Leben?
Eines Tages stehen die Menschen sicher auf:
Und fragen sich dann 'Was ist schief gelaufen?'
Zu alt, zu spät, ein Elendshaufen
Und wie bei Rosen, sie wähnen auch
Nie ihren Gram, und leben's aus
Fragen sich nicht eben auch
Wem sie wohl sind ein Dorn im Auge
Aber ungleich der Rosen, sie ändern's kaum
Und bei ander'n sieht's wiederum anders aus.
Der Liebesblick bleibt doch beschränkt, denn wer liebt, der stets gedenkt,
bei jeder Aussicht abgelenkt, wenn's Herz dem wahren Liebsten schon geschenkt: einem Höheren,
Dem König unter den Königen,
der schuf Erd' und am Himmel die Vögelchen,
der Mensch sucht im Leid Lösungen, doch vergisst den Herrn aller Tröstungen,
der gibt und vergibt und bedeckt all die Entblößungen.
In jedem Schönheitsanblick steckt dann der wahren Schönheit Antlitz, das, wenn der Liebende es antrifft,
es nie ihn loslässt, nie wieder abklingt, ungleich der wahren Schönheit bloßes Abbild.
Ein kleines Bild mal unter'm Sternenhimmel
Ein kleines Bild mal ich unter'm Sternenhimmel
Frische, Naturglorie, mal eingehüllt in Tageslicht
Zeit verrinnt und das Licht erlischt
Trauere nicht diesem Leben, diesem entrissenen Abend nach
Der wie das Lebensende einen gerissenen Faden hat
Noch keine Zeit für ein geschätztes Wort der Ermahnung gehabt
Doch ich schicke noch dessen Fetzen zerrissen diesen Abend nach,
Wenn zu meinem Entsetzen die sinister schwarze Nacht
Mit ihrer verletzend tristen Abendpracht
Zu der hetzenden finster'n Parzenmacht
Meiner vergessenen wispelnden Sonaten passt
und freigibt den besten entrissenen Erfahrungsschatz, den du
sicher nutzen kannst:
Rosen überheben sich nie ungebührlich,
In Stolz über andere, Nie Unnatürlich,
Selbst unter sich,
sie nur mit Schönheit und den Demutsfittich
senkend schauen
Gebeugt von der Schwere der Tränen im Morgengrauen
Trotz ihres Anmuts und ihrer Größe nie großtun
Sich in Demut verneigen, selbst nach all den Jahren,
Mir die sieben Türen der Demut offenbaren
Mein Freund, ihr Rat an dich ist leicht
Sei wie sie, mach du es den Rosen gleich

 

 

 

 

 

 

Foto: © Daniel Go

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