Gedicht

Die andere Wange

01.05.2022 - Tom Wirth

Ich will leben,
mich nicht den Gezeiten hingeben.
Ich will lieben,
trotz und wegen all den Kriegen.
Ich will Luft holen,
denn die Ruh' wurd' mir gestohlen.
Ich will aufwachen,
zu mir kommen,
Inventur machen,
was wurde noch genommen? 

Alle Teile aufgehoben,
Verzweiflung wird nochmal verschoben.
Hier ein Verband,
aus gesundem Menschenverstand
Ein paar Pflaster im Gesicht,
gemacht aus feinster Nachsicht.

Und doch, da kann man sich schon beschweren,
man kann sich des bitteren Nachgeschmacks nicht verwehren.

Sucht man dazu in Büchern oder Religion'
findet sich hier und da auch schon:

"Und möget Ihr mich nicht stechen,
wie auch ich Kein' je gestochen.
Werde ich euch auch nicht brechen,
wie ich bisher noch Kein' gebrochen!"

Luft holen, mich von den Zorn befreien,
die Wange ist ziemlich rot, ist aber nur eine von zweien.

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